
Das Thema Darm und Darmflora ist momentan ein "heisses Thema", und doch wissen viele Menschen nicht, dass du ziemlich einfach deine Darmflora analysieren lassen kannst.
Die Lebewesen in uns drin
Wusstest du, dass in deinem Körper etwa 2 Kilogramm Bakterien leben? Wenn du dir überlegst, wieviel so ein Darmbakterium wiegt, dann kannst du ungefähr hochrechnen, wieviele Bakterien 2kg sind.
Na?
Genau, etwa 100 Billionen.
Und diese Darmbakterien lassen sich – sehr überspitzt formuliert – in „gute“ und „schlechte“ aufteilen. Das heisst, die Bakterien (es gibt Schätzungen gemäss etwa 10000 verschiedene Arten) haben unterschiedliche Aufgaben. Aber sie leben alle „unter einem Dach“, nämlich in uns drin.
Und überall, wo Lebewesen zusammenleben, gibt es verschiedenste Situationen. Freundschaften, Feindschaften, Kooperationen, Toleranz oder Unstimmigkeiten. Doch nicht nur das Verhalten untereinander spielt eine Rolle, sondern auch die Lebensumstände, die klimatischen Voraussetzungen oder die Umweltbelastung.
Was passiert, wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät?

Viele Menschen denken, Darmprobleme haben sie nur, wenn sie nicht aufs Klo können oder wenn sie Durchfall haben.
Doch eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora wirkt sich nicht nur auf die Verdauung aus, sondern beispielsweise auch auf die Fähigkeit des Körpers, Hormone herzustellen. Oder Nährstoffe aufzunehmen. Oder eben auch auf die Funktion unserer Immunabwehr, Entzündungsmechanismen und vieles mehr.
Deswegen sollten eine Vielzahl von Symptomen eigentlich hellhörig machen und dazu führen, sich seiner Darmgesundheit zu widmen.
Symptome für eine gestörte Darmflora
Ich zähle hier einfach einmal die wichtigsten Anzeichen auf, die dich hellhörig werden lassen sollten:
• Durchfall, Verstopfung, Blähungen
• Gereiztheit / Stimmungsschwankungen
• Depressionen
• Demenz
• Schilddrüsenprobleme
• Hautprobleme wie unreine Haut, Ausschläge, Schuppenflechten oder Neurodermitis
• Asthma
• Heuschnupfen
• Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie, Hashimoto, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose
• ADHS
• Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
• Laktose- oder Fruktoseintoleranz
• Histamin-Unverträglichkeit
• Gelenkprobleme wie Arthrose, Arthritis
• Chronische Schmerzen
• Schlafprobleme
• Starker Appetit auf Süsses
• Alles, was mit Schleimhäuten zu tun hat (chronische Nebenhöhlenverstopfung oder auch wiederkehrende Blasenentzündung)
• Übergewicht
Du siehst, bei so ziemlich allen Zivilisationskrankheiten spielt der Darm eine direkte Rolle!
Und von entsprechend interessierten Ärzten und Wissenschaftlern liest man, dass auch Krankheiten wie Herzinfarkt und Diabetes mit dem Darm in Verbindung gebracht werden. Somit ist es einfach nur ratsam, diesem Organ alle Aufmerksamkeit zu widmen, die es verdient.
„Der Tod sitzt im Darm“ hat schon Hippocrates gesagt. Und somit wohl die Gesundheit auch.
Was also tun, wenn du den Verdacht hast, dass etwas nicht stimmt mit dem Darm?
Die Limitierungen einer Darmspiegelung
Von der Schulmedizin her kennst du im Bereich Darm-Diagnostik wahrscheinlich die Darmspiegelung oder auch die Kontrolle von Blut im Stuhl und Entzündungsmarkern im Stuhl. Neuerdings kann man sogar eine Videokapsel schlucken, um sich seine Innenwelt per Video aufnehmen zu lassen.
Bei der Spiegelung sind die Vorteile dabei, dass man erkennen kann, ob eine ernsthafte Erkrankung wie Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder Darmkrebs vorhanden ist. Bei der Spiegelung können auch kleinere Sachen wie Polypen im gleichen Arbeitsgang entfernt werden.
Die Nachteile liegen dabei, dass es ein invasiver Eingriff ist. Es wird meistens mit einer Narkose gearbeitet, was natürlich auch mit einem gewissen Narkose-Risiko einhergeht. Ausserdem können andere Komplikationen wie Blutungen oder auch Verschleppen von Bakterien auftreten.
Wichtig ist zu wissen, dass das Objektiv des Gerätes Dinge wie die Mikrobiologie oder Veränderungen des Darm-Milieus nicht sehen kann und deshalb bekommen Menschen mit Darmbeschwerden oft auch einen positiven Bericht nach der Darmspiegelung (also es sei alles in Ordnung), obwohl sie sich nicht wohlfühlen und wissen, dass im Darm etwas nicht stimmt. Denn eine Verschiebung des Bakteriengleichgewichts lässt sich mit einer Spiegelung einfach nicht feststellen.
Für mich ist deswegen die Stuhlprobe das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, frühzeitig etwas für den Darm zu tun. Klar, es ist nicht gerade die schönste Sache der Welt, den eigenen Stuhl in Röhrchen abzufüllen, aber die Resultate sind unschlagbar!
Darmflora analysieren: Nicht raten sondern messen
Ich betrachte die Analytik als unverzichtbar wenn es darum geht, Menschen mit Darmbeschwerden zu helfen.
Einerseits, weil es deine Bereitschaft erhöht, wirklich etwas für deinen Darm zu tun, wenn du siehst, dass der aktuelle Zustand alles andere als optimal ist. Denn die Analytik zeigt das eben schwarz auf weiss.
Andererseits ist die Analytik aber auch hilfreich, wenn es um das Bestimmen der Darmsanierungsprodukte geht, die du einnehmen kannst, um deine Darmsituation wieder in Ordnung zu bringen. Wichtig ist es zu wissen, wie man die Qualität von Probiotika beurteilen kann.
Ich arbeite hierfür mit einem der ältesten, grössten und fortschrittlichsten Laboren für Stuhlanalytik zusammen und möchte dir zeigen, was es da aus einer einfachen Stuhlprobe alles so zu erkennen gibt.
Meine Standardwerte, die ich immer bestimmen lasse
Anaerobe- und aerobe Bakterien (Mikrobiotische Veränderungen)
Diese geben Aufschluss darüber, ob sich deine Darmflora erfolgreich dagegen wehren kann, wenn sich schädliche Bakterien an deiner Darmschleimhaut ansiedeln möchten. Auch zeigt sich, ob es Defizite an förderlichen Bakterien oder ob es Hinweise auf Entzündungen gibt und auch, ob du tendenziell zu Durchfall neigst.
Pilze (Candida, Schimmelpilz)
Der Candida Pilz ist immer in unserem Darm, aber er sollte sich nicht unwillkürlich ausbreiten. Das wäre ein Zeichen das es ihm zu gut gefällt und das würde bedeuten, dass der pH-Wert im Darm zu basisch wäre.
Es ist durchaus mit der Natur zu vergleichen.
Wir suchen Pilze an Orten wo es feucht, warm und von der Erde her gesehen eher basisch ist.
Wenn sich die Pilze in deinem Darm zu stark vermehrt haben, dann ist es wichtig, dass dieser Zustand wieder rückgängig gemacht wird. Denn sie können Symptome auslösen wie Migräne, Durchfall, Blähungen oder aber auch Heisshungerattacken oder wiederkehrende Scheidepilze oder Blasenentzündungen.
pH-Wert
Der pH Wert gibt Auskunft über das sogenannte Darmmilieu, und das ist wiederum ähnlich wie in der Natur auch. Es braucht ein optimales Säure-Basen-Gleichgewicht im Verdauungstrakt. Die Bandbreite des optimalen pH Wertes ist dabei sehr schmal, damit das innere Ökosystem ideal funktionieren kann.
Vom Magen bis Enddarm verändert sich der pH-Wert von ca. 3.0 – 6.5, er ist somit immer im sauren Bereich!
Verdauungsrückstände (Verdauungsstörung)
Ist zu viel Zucker im Stuhl kann das auf eine Verdauungsstörung von Fruchtzucker oder Milchzucker, also Laktose hinweisen. Und zu viel Fett im Stuhl kann auf Ernährungsfehler oder auch eine Schwierigkeit bei der Fettverdauung hinweisen. Mit diesen Aussagen kann man sehr gut auch die Ernährung den jeweiligen Umständen anpassen.
Weitere Parameter, die ich je nach Situation bestimmen lasse sind:
Zonulin
Dieses Protein reguliert die Tight junctions, die „Schleusen der Schleimhaut“. Das Zonulin öffnet oder schliesst die Kanäle zwischen Darm und Blut. Es findet so ein selektiver Transport von Aminosäuren, Zuckern, Fettsäuren und Immunglobulinen statt.
Im schlechteren Fall können auch aufgespaltene Nahrungsmittelproteine, bakterielle Endotoxine oder Candida-Antigene geöffnete Tight junctions passieren.
Man spricht in dem Fall von „Leaky Gut“, was löchriger oder durchlässiger Darm bedeutet. Dieser Zustand kann Entzündungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Auto-Immunerkrankungen auslösen.
Ich vergleiche das Zonulin gerne mit einem Zöllner, der an der Grenze kontrolliert, wer hineinkommen darf und wer nicht.
Histamin
Ich bezeichne das Histamin immer als Alarmgeber der dann erhöht ist, wenn etwas nicht stimmt. Es ist eine Entzündung, die ganz viele Dinge auslösen kann wie zum Beispiel:
• Nahrungsmittel Unverträglichkeit
• Allergien in Atemwegen oder an der Haut
• Bluthoch- und Tiefdruck
• Störungen an der Schilddrüse
Das Histamin im Stuhl ist nicht zu vergleichen mit dem Histamin im Blut, es ist aber sehr gut wieder in den Griff zu bekommen mit einer Histamin-armen Ernährung.
Wenn du dich näher mit dem Thema Histaminintoleranz befassen möchtest, habe ich auch dazu einen spannenden Blogartikel für dich.
Haptoglobin/Hämoglobin
Das Haptoglobin ist „altes Blut“ und das Hämoglobin „frisches Blut“. Dieser Test wird als Voruntersuchung zum Darmkrebs eingesetzt. Diese Werte gehören nicht zur Standarduntersuchung dazu, aber wenn du Prävention betreiben möchtest, wäre dies sicherlich ein guter Marker, den du noch zusätzlich bestimmen lassen kannst.
Diversität
Die Artenvielfalt an Bakterien im Darm (Diversität) kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Antibiotika-Therapien, Infektionen, zunehmendes Alter, eine einseitige Ernährung oder das Rauchen sind Ursachen einer abnehmenden Diversität. Dies geht zulasten unserer Gesundheit, oder anders gesagt, es fehlen uns für gewisse Aufgaben die Arbeiter dazu.
Noch wird die Stuhlanalytik auch oft belächelt
Diejenigen die behaupten, dass eine Stuhlanalyse keine genauen Resultate bringe, nicht wissenschaftlich sei oder nur das widerspiegle, was wir gerade gegessen haben, liegen falsch.
Denn wenn dies so wäre, wäre ja eine Therapie wesentlich einfacher und weniger zeitaufwändig. Ich müsste nur ein paar Tage anders essen und alles wäre wieder in Ordnung.
Die Tatsache ist aber: eine Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen braucht mehr als nur ein paar Tage und somit brauchte es auch viel länger, sie in den aktuellen Zustand zu bringen.
Somit ist die Stuhlanalyse nicht eine Momentaufnahme, sondern ein Abbild des über Monate und Jahre aufgebauten Zustandes.
Immer wieder bekommen wir auch zu hören, dass die Ernährung keine Rolle spiele, bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder bei Beschwerden wie Neurodermitis oder Psoriasis. Wir haben in der Praxis das Gegenteil erlebt. Und wir glauben lieber, was wir mit eigenen Augen sehen.
Wie läuft das ab, wenn ich meine Darmflora analysieren lassen will?
Das Verfahren ist sehr einfach.
Als Erstes suchst du dir einen Therapeuten, der dich da kompetent unterstützen kann und der sich mit molekulargenetischen Mikrobiomanalysen auskennt. Wir können dir hier zum Beispiel unsere ehemalige Mitarbeiterin Milena Moritz empfehlen.
Du erhältst dann ein Stuhlanalyse-Set mit Proberöhrchen und einem sogenannten „Stuhlfänger“. So kannst du Stuhlproben in die Röhrchen abfüllen, die Proben an die Laborannahmestelle in der Schweiz, Deutschland oder Österreich senden (je nachdem wo du lebst). Die Auswertung dauert etwa 2-3 Wochen.
Sollte alles in Ordnung sein (was es in den seltensten Fällen ist), dann wird dein Therapeut dir sicherlich etwas über deine tägliche Ernährung sagen oder weitere Tests machen, denn irgendwo müssen deine Beschwerden ja herkommen. Wenn es aber Messwerte gibt, die ausserhalb von der Norm liegen, dann schlägt dir dein Therapeut vor, mit welchen Produkten und allenfalls auch Ernährungsumstellungen du diese Werte wieder ins Gleichgewicht bringen kannst.
















