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Wer unseren Blog und Newsletter regelmässig liest, hat schon oft vom intestinalen Mikrobiom gehört, denn die Darmflora ist bei uns ein viel diskutiertes Thema. Anlässlich des internationalen Tages der Mundgesundheit möchten wir die Gelegenheit nutzen und über das orale Mikrobiom aufklären.

Die orale Mikrobiota

Der menschliche Körper bietet eine Heimat für mehr Mikroben als wir Körperzellen haben. Mikroben sind nicht nur unsere ständigen Begleiter, sondern wir leben in Symbiose mit ihnen. Der Mund ist sogar einer der am stärksten kolonisierten Bereiche unseres Körpers und beherbergt wahrscheinlich mehr als 600 verschiedene Bakterienarten (1). Eine ausgewogene orale Mikrobiota schützt den Mund vor Infektionen und trägt zur Erhaltung der Mundgesundheit bei (2). Faktoren wie unzulängliche Mundhygiene, Ernährungsgewohnheiten, Rauchen, Immunschwäche und Altern können die orale Flora jedoch leicht aus dem Gleichgewicht bringen (3,4,5).

 

Orale Homöostase

Die Mehrzahl der oralen Mikrobenarten existiert innerhalb einer komplexen Mehrartenstruktur, die als oraler Biofilm (Zahnbelag) bezeichnet wird. Die Entwicklung oraler Biofilme wird durch die Anhaftung der Pionierarten an Speichelproteine und Glykoproteine, die sich an den Zahnschmelz binden, eingeleitet. Bei gesunden Menschen wird der orale Biofilm von kommensalen Bakterien dominiert, die die Homöostase durch komplizierte Interaktionen mit der Wirtsimmunität und anderen Mikroorganismen aufrechterhalten.

Frühe Besiedler des Mundes sind kommensale Streptokokken-Spezies. Diese frühen Besiedler sind in der Lage, die sich an die Zahnoberfläche binden, verhindern die Besiedlung durch andere Bakterien durch die Produktion von Bakteriozinen, Wasserstofperoxid und die Absonderung basischer Substanzen. In einem gesunden Mund dominieren kommensale Streptokokken.

Später kommen weitere Arten hinzu, die sich auf dem anfänglichen Streptokokken-Biofilm ansiedeln. Dadurch entsteht ein reifer Biofilm mit einer relativ stabilen Gemeinschaft, in der die verschiedenen kommensalen Mikrobenspezies nebeneinander existieren.

 

Orale Dysbiose

Die Störung der Homöostase, die als Dysbiose bezeichnet wird, wird mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Zahnkaries, Zahnfleischentzündung, erhöhtes Risiko für Mundkrebs und, am häufigsten, Parodontitis.

Parodontitis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Parodontiums – des Gewebes, das die Zähne umgibt und stützt. Sie betrifft 10-15 % der Erwachsenen und ist weltweit die häufigste Ursache für Zahnverlust. Die Anfälligkeit wird durch den Wirtsgenotyp, Auswirkungen von Stress, Ernährung und damit verbundenes Verhalten, einschließlich Rauchen, beeinflusst. Sie wird durch eine synergistische und dysbiotische polymikrobielle Biofilm-Gemeinschaft verursacht, wobei Schlüsselpathogene wie Porphyromonas gingivalis die Störung der Gewebehomöostase einleiten.

In einem dysbiotischen oralen Mikrobiom ist das Immunsystem des Wirts chronisch aktiviert. Entzündungsfördernde Mediatoren, wie Zytokine und entzündliche Prostaglandine beeinflussen die Funktionen und Aktivitäten von weißen Blutkörperchen und Knochenzellen, was zu der bei chronischer Parodontitis charakteristischen Zerstörung des Zahnhalteapparates führt. Die Auswirkungen eines gestörten oralen Mikrobioms gehen jedoch weit über den Mund hinaus. Es wurde ebenfalls mit systemischen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Schwangerschaftskomplikationen in Verbindung gebracht. (6,7).

Ein Großteil dieser Schäden ist reversibel, wenn die pathogenen Gemeinschaften entfernt werden und die Homöostase wiederhergestellt wird. Es gibt Analysemöglichkeiten für das orale Mikrobiom. Frage dazu am besten deinen Zahnarzt oder Zahnhygieniker.

Auch ohne genaue Kenntnis der Zusammensetzung deines oralen Mikrobioms gibt es viel, was du tun kannst, um ein gesundes Gleichgewicht der Mikroben im Mund sicherzustellen oder dabei zu helfen, es wiederherzustellen. Die Mundgesundheit kann durch Ernährung und Lebensstil verbessert werden, aber der Beitrag eines vertrauenswürdigen Zahnarztes und Zahnhygienikers ist unerlässlich, ebenso wie eine gründliche tägliche Mundpflege.

 

Mundhygiene Tipps

Hier sind die vier wichtigsten Tipps:

  1. Stelle das Rauchen ein

Rauchen stört die Homöostase der Mundflora erheblich und kann sogar die Bildung von Mundkrebs auslösen.

  1. Pflege Zähne und Zahnfleisch regelmässig

Zahnhygiene ist von größter Bedeutung, wenn es darum geht, orale Dysbiose zu vermeiden oder zu reduzieren. Mindestens zweimal täglich Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten und der routinemäßige Besuch eines Dentalhygienikers/in sind unerlässlich, um Schäden der Zahnfleischschleimhaut zu begrenzen. So wird auch Biofilm zerstören und Taschen, die Nischen für pathogenen Bakterien darstellen, zu reduzieren.

  1. Esse echte, gesunde Lebensmittel

Die Ernährung spielt bei der Aufrechterhaltung eines gesunden bakteriellen Gleichgewichts im Mund eine wichtige Rolle. Eine Ernährung, die reich an präbiotischen Ballaststoffen, Polyphenolen, gesunden Fetten, fettlöslichen Vitaminen wie A, D, E und K, Mineralien wie Kalzium und Magnesium sowie geringen Mengen an verarbeiteten Kohlenhydraten, Transfetten und Zucker ist, trägt zum Gleichgewicht der bakteriellen Gemeinschaften in der Mundhöhle bei.

  1. Vermeide Süßigkeiten

Der Genuss von Süßigkeiten trägt zu einem zu sauren Milieu im Mund bei. Wenn man zu oft nascht, kann es sein, dass der orale pH-Wert nicht mehr ausreichend Gelegenheit hat, sich zwischen den Mahlzeiten zu normalisieren. Die Säure greift den Zahnschmelz an, kann das Fortschreiten von Karies beschleunigen und zu bakterieller Dysbiose führen. Auch für die Darmgesundheit sind Essenspausen zwischen den Mahlzeiten förderlich, deshalb wäre es am besten, überhaupt nicht zu snacken. Sollten sie wirklich hungrig sein – z. B. weil sie Pendler sind und die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen dadurch sehr lang wird, sorgen sie dafür, dass ihre Snacks zumindest keinen Zucker und einfache Kohlenhydrate enthalten.

Dies sind vier der wichtigsten Maßnahmen, die du selbst zum Schutz deines oralen Mikrobions in der Hand hast.

  1. Paster, B., et al. (2001) Bacterial diversity in human subgingival plaque. Journal of bacteriology 183:3770-83
  2. Devine, D., et al. (2009) Prospects for the development of probiotics and prebiotics for oral applications. Journal of Oral Microbiology 1:1
  3. Hasslöf, P., et al. (2013) Early intervention with probiotic Lactobacillus paracasei F19 has no long-term effect on caries experience. Caries Res. 47:559-65
  4. Killian, M., et al. (2016) The oral microbiome – an update for oral healthcare professionals. Br Dent J. 221(10):657-666
  5. Marsh, P. (2006) Dental plaque as a biofilm and a microbial community – implications for health and disease. BMC Oral Health 6 Suppl 1:S14
  6. Beck, J., et al. (2005) Systemic effects of periodontitis: epidemiology of periodontal disease and cardiovascular disease. J Periodontol 76:2089-100
  7. Xiong, X., et al. (2006) Periodontal disease and adverse pregnancy outcomes: a systematic review. Brit J Obstet Gynaecol 113:135-43
Julia Gruber

Julia Gruber

Julia Gruber ist Ernährungs-Coach, Mitinhaberin von Gruber Gesundheit und Arktis BioPharma Schweiz und Entwicklerin des Onlinekurses Darmglück. Ursprünglich kommt sie vom Hotelfach, hat also die Wichtigkeit der Ernährung als Bestandteil unserer Kultur auch von der Geniesser-Seite her erlebt. Deswegen ist ihr Motto auch: Gesunde Ernährung muss lecker sein und Spass machen, sonst ist sie nicht gesund. Sie kocht gerne, liebt ihre Aufenthalte in Mallorca und ist ganz allgemein ein umgänglicher und fröhlicher Mensch.

2 Kommentare

  • Marco Lopo sagt:

    Grüezi, in meinen Zahntaschen wurden erhöhte Mengen an Cadaverin und Putrescin gemessen. Allerdings habe ich nach Aussage der Fachzahnärztin keine Paradontitis, weshalb sie auch keinen Handlungsbedarf sieht. Woher können diese Amine denn sonst kommen? Vielleicht aus dem Magen oder Darm?? Danke vorab für Ihre Antwort!

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